Da Crowdfunding ein sehr erfolgreicher Weg für Produkte oder Projekte ist, um viele kleine Geldbeträge aus einer größeren Gemeinschaft zu sammeln, wollen wir in diesem Artikel zeigen, dass es sogar ein Beitrag dazu sein könnte, die gegenwärtige Krise zu überstehen.
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Vor drei Jahren haben wir unseren ersten Artikel über die Vor- und Nachteile der Finanzierung von Open-Source-Software durch Crowdfunding veröffentlicht. Einer der Nachteile, die wir dort erwähnten, war die fehlende Nachhaltigkeit. Aber obwohl Crowdfunding niemandem langfristig ein regelmäßiges Einkommen garantieren kann, könnte es Unternehmen, Entwicklern und vor allem Freelancern oder anderen Personen mit befristeten Verträgen dennoch helfen, die aktuelle Krise zu überstehen.
In der chinesischen Sprache besteht das Wort "Krise" aus zwei Zeichen. Das eine steht für Gefahr und das andere für Chance.
Das Gridelements-2.0-Refactoring war eines der ersten offiziell durch Crowdfunding finanzierten Projekte in der TYPO3-Welt. Es erzielte eine Summe von 32.000,-€ für bezahlte Entwicklung, die im Rahmen einer 90-tägigen Kampagne auf der Plattform Startnext erreicht wurde. Im Jahr 2017 starteten wir unsere Coders.Care-Crowdfunding-Kampagnen, die Entwicklern aus unserem Team die Möglichkeit bieten, Upgrades eigener Extensions auf kommende TYPO3-Versionen innerhalb vordefinierter Meilensteine zu finanzieren.
Nun, da wir uns in einer Krise befinden, die durch eine globale Pandemie verursacht wurde, bieten diese Crowdfunding-Kampagnen einen zusätzlichen Ausweg aus dieser schwierigen Situation. Gemeinsam können Entwickler und Nutzer von TYPO3-Extensions die finanziellen Verluste überwinden, die diese Krise durch den Lock-Down weiter Bereiche des öffentlichen Lebens verursacht.
Obwohl die Crowd als Finanzierungsmodell auch gewisse Nachteile bei der Nachhaltigkeit hat, kann sie dennoch helfen, kurzfristig finanzielle Engpässe zu überbrücken. Dies gilt interessanterweise für beide Seiten. Auf der einen Seite wird die finanzielle Last auf viele Schultern verteilt. Auf der anderen Seite werden aber ausreichend hohe Summen erzielt, um den Entwicklern außerhalb der sonstigen Projektarbeit ein zusätzliches Einkommen zu sichern.
Wir sollten uns daher mal genauer anschauen, welche konkreten Vorteile Crowdfunding für alle Beteiligten, sowohl die Finanzierer in der Crowd als auch die von der Crowd finanzierten, während der aktuellen Krise bietet.
Man sollte eine Krise nie ungenutzt lassen. Ich meine damit die Chance, Dinge zu tun, von denen man vorher glaubte, dass man sie nicht tun könnte.
Eine gute Sache beim Crowdfunding ist die Umsetzung des Sprichworts "Kleinvieh macht auch Mist". So kommen auch Menschen und Unternehmen, die nur kleine Beiträge leisten wollen oder die aufgrund der aktuellen Krisensituation keine größeren Beträge ausgeben können, weiterhin als Investoren in Betracht.
Für viele unserer bisherigen Befürworter war es dabei eine völlig neue Erfahrung, dass nicht sie allein eine Extension entwickeln und die erforderliche Arbeitszeit bezahlen müssen. Oftmals bestand der Wunsch nach Exklusivität, aus Angst, Know-how mit potenziellen Konkurrenten zu teilen. Nach dem Motto "enabling people to share" konnten wir dennoch die meisten von der eigentlichen Open-Source-Idee überzeugen.
Insbesondere in Krisenzeiten ist die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und zum Verteilen von Lasten aber ohnehin größer. Menschen rücken trotz Social Distancing zumindest sprichwörtlich enger zusammen und besinnen sich wieder auf längst vergessene soziale Werte. Wenn bedingt durch landesweite Lock-Downs Budgets gekürzt oder Kundenprojekte vollständig storniert werden, kann die geteilte finanzielle Last des Crowdfundings der Crowd helfen, Kosten zu sparen.
Für viele Entwickler, die TYPO3-Extensions warten, verdoppelt die Krise finanzielle Probleme, die sie oft bereits vor der Krise hatten. Das liegt daran, dass ein großer Teil der relevanten TYPO3-Extensions mit einer signifikanten Anzahl von Downloads von kleinen Teams oder Einzelpersonen in ihrer Freizeit gepflegt wird.
Nun verlieren diese Entwickler Aufträge, weil ihre Kunden Teile ihrer Unternehmen schließen oder Kurzarbeit beantragen müssen. Die ersten Betroffenen sind oft Freelancer, die in der Regel nicht über die nötigen Reserven verfügen, um die Verluste auszugleichen. Dennoch könnten sie dadurch mehr Zeit haben, sich um die Entwicklung von Extensions zu kümmern, da diese nicht unbedingt mit ihrer Projektarbeit verbunden sind.
Aber das kann natürlich nur funktionieren, wenn sie auf die eine oder andere Weise zumindest das absolut notwendige Einkommen erzielen können. Crowdfunding kann ihnen dabei helfen, indem es planbare Meilensteine mit einem kalkulierbaren Wert zur Verfügung stellt. Diese Meilensteine werden von einer größeren Anzahl von kleinen Kunden bezahlt, statt von einem einzigen Auftragnehmer. Selbst wenn also einer von ihnen sein Geschäft schließen muss, wird das Risiko eines Totalverlusts verringert.
Eines der Grundprinzipien der Open-Source-Bewegung ist das Teilen von Code und die gemeinsame Arbeit an einem großen Ganzen. Das bekannte Motto "Sharing is Caring" wird durch Crowdfunding um einen weiteren Aspekt ergänzt. Für alle Unterstützer, die selbst keinen Code beisteuern können, dafür aber verschieden große Geldbeträge bereitstellen, gilt zusätzlich auch "Sharing is Sparing".
Durch die Verteilung der finanziellen Last auf mehrere Schultern wird das Risiko für einzelne minimiert und gleichzeitig mehr Gerechtigkeit erreicht, weil letztlich die Unterstützer bestimmen, wie viel Geld sie in der aktuellen schwierigen Situation beitragen können und wollen.
Wenn wir als Gemeinschaft erkennen, dass wir gemeinsam viel stärker handeln können denn als Einzelne, können wir die Chancen, die diese Krise bietet, tatsächlich nutzen. Letztlich wird das uns als Open-Source-Community mit verbesserten, hochmodernen Softwareprodukten versorgen, um wieder durchstarten zu können, sobald wir die Krise gemeinsam überwunden haben.
Obwohl Crowdfunding niemandem langfristig ein regelmäßiges Einkommen garantieren kann, könnte es Unternehmen, Entwicklern und insbesondere Freiberuflern oder anderen Personen mit befristeten Verträgen helfen, die aktuelle Krise zu überstehen.
Einerseits reduziert es die Pro-Kopf-Kosten für die teilnehmende Crowd und andererseits generiert es ein zusätzliches Einkommen für die Entwickler von Open-Source-Erweiterungen, um deren krisenbedingte Verluste auszugleichen.
Letztlich wird das uns als Open-Source-Community mit verbesserten, hochmodernen Softwareprodukten versorgen, um wieder durchstarten zu können, sobald wir die Krise gemeinsam überwunden haben.
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